Überschwingen
Was ist Überschwingen?
In der Ökonomie ist das Überschießen, auch bekannt als die Hypothese des Überschießens des Wechselkurses, eine Möglichkeit, über das Konzept der Preisklebrigkeit nachzudenken und eine hohe Volatilität der Wechselkurse zu erklären.
Die zentralen Thesen
- Das Überschießungsmodell stellt eine Beziehung zwischen festen Preisen und volatilen Wechselkursen her.
- Die Hauptthese des Modells ist, dass die Preise von Gütern in einer Volkswirtschaft nicht sofort auf eine Änderung der Wechselkurse reagieren.
- Stattdessen wirkt sich ein Dominoeffekt zunächst auf andere Faktoren – wie Finanzmärkte, Geldmärkte, Derivatemärkte und Rentenmärkte – aus, die dann seinen Einfluss auf die Güterpreise übertragen.
Überschwingen verstehen
Overshooting wurde der Welt von Rüdiger Dornbusch vorgestellt, einem renommierten deutschen Ökonomen mit den Schwerpunkten Weltwirtschaft, einschließlich Geldpolitik, makroökonomische Entwicklung, Wachstum und internationaler Handel. Dornbusch stellte das heute weithin als Dornbusch Overshooting Model bekannte Modell erstmals in dem berühmten Paper „Expectations and Exchange Rate Dynamics“ vor, das 1976 imJournal of Political Economy veröffentlicht wurde.
Vor Dornbusch glaubten Ökonomen allgemein, dass Märkte idealerweise ein Gleichgewicht erreichen und dort bleiben sollten. Einige Ökonomen hatten argumentiert, dass die Volatilität lediglich auf Spekulanten und Ineffizienzen auf dem Devisenmarkt zurückzuführen sei, beispielsweise auf asymmetrische Informationen oder Anpassungshindernisse.
Dornbusch lehnte diese Ansicht ab. Stattdessen argumentierte er, dass Volatilität für den Markt fundamentaler sei als diese, viel eher dem Markt innewohnend als einfach und ausschließlich das Ergebnis von Ineffizienzen. Grundsätzlich argumentierte Dornbusch, dass kurzfristig ein Gleichgewicht an den Finanzmärkten erreicht wird und langfristig der Warenpreis auf diese Veränderungen an den Finanzmärkten reagiert.
Das überschießende Modell
Das überschießende Modell argumentiert, dass der Wechselkurs vorübergehend auf Änderungen der Geldpolitik überreagiert, um die schwankenden Warenpreise in der Wirtschaft auszugleichen. Dies bedeutet, dass das Gleichgewichtsniveau kurzfristig durch Verschiebungen der Finanzmarktpreise und nicht durch Verschiebungen der Güterpreise selbst erreicht wird. Nach und nach, wenn sich die Warenpreise lösen und sich an die Realität dieser Finanzmarktpreise anpassen, passt sich auch der Finanzmarkt, einschließlich des Devisenmarktes, an diese finanzielle Realität an.
Die Devisenmärkte reagieren also zunächst übermäßig auf Änderungen der Geldpolitik, was kurzfristig zu einem Gleichgewicht führt. Wenn dann die Warenpreise allmählich auf diese Finanzmarktpreise reagieren, mildern die Devisenmärkte ihre Reaktion und schaffen ein langfristiges Gleichgewicht. Somit wird der Wechselkurs aufgrund von Überschreitungen und anschließenden Korrekturen stärker schwanken, als sonst zu erwarten wäre.
Besondere Überlegungen
Das Modell von Dornbusch überzeugte zwar, galt aber aufgrund der Annahme klebriger Preise zunächst auch als etwas radikal. Heutzutage werden klebrige Preise als mit empirischen ökonomischen Beobachtungen passend akzeptiert, und das Overshooting-Modell von Dornbusch gilt weithin als Vorläufer der modernen internationalen Ökonomie. Einige haben sogar gesagt, dass dies „die Geburtsstunde der modernen internationalen Makroökonomie“ ist.
Das Overshooting-Modell wird als besonders bedeutsam angesehen, weil es die Wechselkursvolatilität in einer Zeit erklärt, in der sich die Welt von festen zu variablen Wechselkursen bewegte. Kenneth Rogoffsagtewährend seiner Tätigkeit als Wirtschaftsberater und Direktor der Forschungsabteilung des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dornbuschs Papier habe den privaten Akteuren „rationale Erwartungen“ in Bezug auf die Wechselkurse auferlegt.“Rationale Erwartungen sind eine Möglichkeit, der eigenen theoretischen Analyse eine allgemeine Konsistenz aufzuerlegen“, schrieb Rogoff zum 25-jährigen Jubiläum der Zeitung.