Finanzielle Beziehungen auf dem internationalen Kaffeemarkt
Die Ausweitung des Kreditzugangs für kleine und mittlere landwirtschaftliche Erzeuger ist eine wichtige politische Herausforderung, da Millionen von Existenzen entlang der Lieferkette betroffen sind. Die Forscher nutzten Daten über Kredite an Kaffeeverarbeiter in 24 Entwicklungsländern, um Kredit- und Versicherungsbeschränkungen im Kaffeesektor zu untersuchen und zu beurteilen, ob Beziehungen zwischen Kreditgebern und Kaffeemühlen strategische Ausfälle abmildern können. Die Ergebnisse zeigen, dass strategische Zahlungsausfälle ein weit verbreitetes Problem auf diesem Markt sind und dass Geschäftsbeziehungen die Folgen möglicher Zahlungsausfälle erheblich abmildern können. Die Daten deuten auch darauf hin, dass sowohl die Verfügbarkeit von Krediten als auch von Versicherungen selbst für relativ große Unternehmen wie Kaffeeproduzenten und -exporteure eine erhebliche Einschränkung darstellt.
Politisches Problem
In Entwicklungsländern lassen sich Verträge nur schwer durchsetzen. Dies gilt insbesondere für die Exportmärkte. Die mangelnde Durchsetzung von Verträgen kann Unternehmen daran hindern, ihre Größe zu vergrößern, indem sie ihre Fähigkeit einschränken, mit neuen Käufern zu verhandeln oder Zugang zu Krediten zu erhalten – nach Angaben der Unternehmen das größte Hindernis für das Unternehmenswachstum. In Ermangelung starker Institutionen ist es schwierig, Verträge durchzusetzen, was das Ausfallrisiko für Kreditgeber und Geschäftspartner gleichermaßen erhöht. In diesem Zusammenhang nutzen die Vertragspartner Geschäftsbeziehungen und den Ruf der Gegenpartei, um sich gegen das Ausfallrisiko abzusichern. Die Ermittlung der Anreize, die die Parteien zur Nichterfüllung einer Verpflichtung veranlassen könnten, und des Ausmaßes, in dem Geschäftsbeziehungen ein solches Verhalten verhindern könnten, könnte wichtige Erkenntnisse für Entscheidungsträger in der Industrie und in der Regierung gleichermaßen liefern.
Kontext der Bewertung
Die Finanzierung ist ein wesentliches Hindernis für landwirtschaftliche Erzeuger, wobei die Finanzierungslücke für Kleinbauern auf 450 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Kleinbauern machen den Großteil der weltweiten Kaffeebohnenproduktion aus und stellen schätzungsweise 100 Millionen Menschen entlang der Lieferkette.
Der Partner in diesem Projekt ist eine gemeinnützige Organisation, die Kredite und Finanzschulungen für Mitarbeiter von Kaffeemühlen anbietet. Wie andere landwirtschaftliche Kreditgeber verwendet der Partner Kaufverträge zwischen einem Kaffeekäufer (Importeur oder Röster) und einem Verkäufer (Kaffeemühlen) anstelle von Sicherheiten. Das Kreditprogramm nutzt somit die Geschäftsbeziehungen zwischen den Exporteuren und den ausländischen Käufern, um Betriebsmittelkredite an einen Sektor zu vergeben, der ansonsten für normale kommerzielle Kreditgeber nur sehr schwer zu erreichen ist. Die Kaffeemühlen in der Stichprobe hatten im Durchschnitt einen Umsatz von über 3,5 Millionen US-Dollar pro Jahr, verfügten über ein Gesamtvermögen von fast 2 Millionen US-Dollar und erhielten vom Kreditgeber einen durchschnittlichen Kreditbetrag von über 400.000 US-Dollar.
Einzelheiten der Intervention
In dieser Studie wurde untersucht, ob bestehende Beziehungen zwischen internationalen Käufern und Kaffeemühlen die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen verringern. Die Forscher erstellten ein Modell, das Verträge mit Preisschwankungen verknüpfte, um zu prüfen, ob die Beziehungen zwischen Mühlen, Käufern und Kreditgebern die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen verringerten. Sie schätzten auch die Auswirkungen dieser Ausfälle entlang der Lieferkette.
Für die Studie wurden Daten zu 967 Darlehen verwendet, die zwischen 2003 und 2014 an 272 Kaffeemühlen ausgezahlt wurden. Die Unternehmen waren in 24 Ländern ansässig, wobei der Großteil der Kredite auf Peru, Mexiko, Nicaragua, Ruanda und Guatemala entfiel.
Die Darlehen wurden unter Verwendung von Terminkaufverträgen der Kaffeemühlen als Sicherheiten vergeben. Vor der Erntesaison schließt ein Kaffeekäufer mit der Kaffeemühle einen Kaufvertrag über die Lieferung einer bestimmten Kaffeemenge zu einem späteren Zeitpunkt ab. Zur Festlegung des Kaffeepreises wird in diesen Verträgen entweder ein Festpreis (Festpreisvertrag) oder ein Basispreis plus/minus einer vorher festgelegten Differenz (Differenzpreisvertrag) vereinbart. Ein dritter Kreditgeber gewährt der Mühle dann einen Teil des Kaufpreises als Darlehen. Wenn die Mühle den Kaffee nach der Ernte an den Käufer liefert, zahlt der Käufer den Darlehensgeber direkt für den Wert des Darlehens. Liefert die Mühle den gekauften Kaffee nicht, gerät sie in Verzug.
Ergebnisse und politische Lehren
Strategischer Ausfall: Die Forscher stellen fest, dass zwischen 42 und 59 Prozent der Vertragsausfälle darauf zurückzuführen sind, dass die Mühlen lukrativere Verkäufe außerhalb der in den Terminkaufvereinbarungen festgelegten Preisparameter anstrebten – auch bekannt als strategischer Ausfall. Obwohl vertragliche Ausfälle relativ selten sind, passen die Vertragsparteien ihren Handel in Erwartung der Möglichkeit eines strategischen Ausfalls an. Die bloße Möglichkeit eines strategischen Ausfalls kann daher zu erheblichen Verzerrungen führen. Es gibt zwei Arten von Verzerrungen. Erstens können die Parteien ihr Risiko verringern, indem sie das Volumen des gehandelten Kaffees und/oder die Verfügbarkeit von Betriebskapital einschränken. Dies führt zu Kreditrestriktionen. Zweitens könnten die Parteien Vertragsbedingungen wählen, die robuster gegen strategische Ausfälle sind, aber die Exporteure dem Preisrisiko aussetzen. Dies führt zu Versicherungszwängen.
Geschäftsbeziehungen können beide Probleme abmildern. Im Durchschnitt macht der Wert einer Beziehung zwischen einer Kaffeemühle und einem Käufer 44 Prozent des Wertes der Verkaufsverträge aus.
Auswirkungen entlang der Lieferkette: Gäbe es keine Zahlungsausfälle, wäre die Produktion der Mühlen höher: im Durchschnitt schätzungsweise 19 % höher. Diese Schätzungen deuten auf erhebliche Verzerrungen in der Produktion der Unternehmen hin, die sich aus der Nichtverfügbarkeit optimalerer Versicherungsoptionen und Betriebsmittel ergeben. Diese geringere Produktion in den Mühlen führt auch zu Verlusten für die beliefernden Landwirte, die schätzungsweise zwischen 10 und 32 Prozent weniger Wohlfahrt zur Folge haben.
Die Studie belegt die Existenz von Wohlfahrtsverlusten für die liefernden Landwirte aufgrund von Versäumnissen bei der Vertragsdurchsetzung sowie von Produktivitätseinbußen auf Unternehmensebene als Folge davon. Gleichzeitig belegt die Studie, dass relativ große exportierende Unternehmen in Entwicklungsländern unter erheblichen finanziellen Zwängen leiden. Schließlich wirft die Studie ein Licht auf den Wert und die Schwierigkeiten bei der Ausweitung von Preisrisikoabsicherungsinstrumenten auf Exporteure in Schwellenländern.