Russland verschärft Kontrolle über ukrainisches Kernkraftwerk: IAEA
Von Francois Murphy
WIEN, 6. März (Reuters) – Die russischen Streitkräfte, die das ukrainische Atomkraftwerk Saporija in ihre Gewalt gebracht haben, haben das Personal der Anlage unter ihr Kommando gestellt und die Kommunikation mit der Außenwelt eingeschränkt, so die UN-Atomaufsichtsbehörde am Sonntag.
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) erklärte unter Berufung auf Informationen der ukrainischen Atomaufsichtsbehörde, sie sei „äußerst besorgt“ über die Entwicklungen in Saporija, dem größten Kernkraftwerk Europas.
„Die Ukraine berichtet, dass jede Maßnahme der Kraftwerksleitung – einschließlich der Maßnahmen im Zusammenhang mit dem technischen Betrieb der sechs Reaktorblöcke – die vorherige Zustimmung des russischen Kommandanten erfordert“, so die IAEO in einer Erklärung.
„Als zweite schwerwiegende Entwicklung hat die Ukraine berichtet, dass die russischen Streitkräfte vor Ort einige Mobilfunk- und Internetnetze abgeschaltet haben, so dass es unmöglich ist, über die normalen Kommunikationskanäle verlässliche Informationen aus dem Gebiet zu erhalten“, heißt es weiter.
Nach Angaben der ukrainischen Behörden übernahmen die russischen Streitkräfte am Freitag die Kontrolle über Saporiyia, nachdem sie eine benachbarte Ausbildungseinrichtung in Brand gesetzt hatten. Das russische Verteidigungsministerium schrieb den Angriff ukrainischen Saboteuren zu und nannte ihn eine „ungeheuerliche Provokation“.
Das Feuer wurde schnell gelöscht, die Reaktoren wurden nicht beschädigt und es wurde kein radioaktives Material freigesetzt, aber der Vorfall gab Anlass zu Besorgnis über die möglicherweise katastrophalen Folgen, sollte der Konflikt eines der vier in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke des Landes beschädigen.
IAEO-Chef Rafael Grossi äußerte sich besorgt über Informationen ukrainischer Beamter, wonach russische Truppen Personal unter ihr Kommando stellen.
„Um die Anlage sicher betreiben zu können, müssen das Management und das Personal in der Lage sein, ihre lebenswichtigen Aufgaben unter stabilen Bedingungen und ohne unangemessene äußere Einflüsse oder Druck zu erfüllen“, sagte er.
(Auf Englisch herausgegeben von Carlos Serrano)