14 Februar 2022 11:06
Kein Licht am Ende des Tunnels für Credit Suisse Anleger

Kein Licht am Ende des Tunnels für Credit Suisse Anleger

Von John O’Donnell und Brenna Hughes Neghaiwi

FRANCOURT, 14. Februar (Reuters) – Die Anleger der Credit Suisse (SIX:CSGN) befürchten, dass es noch ein langer Weg ist, bis die Bank nach einer Reihe von Skandalen, die ihren Marktwert um Milliarden reduziert und den Druck auf das Management erhöht haben, wieder auf Kurs kommt.

Obwohl die zweitgrößte Bank der Schweiz behauptet, dass sie Werte schaffen kann, indem sie ihre wohlhabenden Kunden mit „Sorgfalt und Unternehmergeist“ bedient, ist der Markt noch immer nicht überzeugt, und der Aktienkurs ist innerhalb eines Jahres um fast ein Drittel gefallen, was die Bewertung um rund 10 Milliarden Schweizer Franken (11 Milliarden Dollar) geschmälert hat.

In der Zwischenzeit haben andere europäische Grossbanken, beflügelt durch die Aussicht auf Zinserhöhungen, im gleichen Zeitraum an der Börse fast 50% zugelegt, wobei der Vergleich mit dem Schweizer Konkurrenten UBS (SIX:UBSG) die Credit Suisse am Boden liegen lässt.

„Die Credit Suisse hat eine lange Liste von Skandalen und Problemen“, sagt Stefan Sauerschell, Anleiheinvestor bei Union Investment, die 1856 gegründet wurde und nach eigenen Angaben weltweit 48.770 Mitarbeiter und 3.510 Kundenbetreuer hat.

„Immer, wenn wir dachten, dass sich der Verwaltungsprozess verbessern würde, kam der nächste Schlag. Ein weiterer Milliardenschaden wäre eine Katastrophe“, so Sauerschell weiter.

Die Lage hat sich jedoch letzte Woche nicht gebessert, als die Credit Suisse einen unerwartet hohen Quartalsverlust von 2,2 Mrd. USD meldete und vor düsteren Aussichten für 2022 warnte, da die Gewinne durch Restrukturierungskosten und Löhne beeinträchtigt würden.

Der Ausblick ließ die ohnehin schon angeschlagenen Aktien der Bank weiter abstürzen, nachdem die Bank in diesem Jahr einen Verlust von 1,6 Milliarden Schweizer Franken infolge des Zusammenbruchs von 10 Milliarden Dollar an Fonds zur Finanzierung von Lieferketten, die mit dem insolventen britischen Finanzunternehmen Greensill verbunden waren, sowie einen Verlust von 5,5 Milliarden Dollar durch den Zusammenbruch des Investmentfonds Archegos erlitten hatte.

Die Stimmrechtsberaterin Ethos kritisierte den Entscheid der Credit Suisse, die Ergebnisse ihrer Untersuchung in der Greensill-Affäre nicht zu veröffentlichen.

„Die Bank sollte das Vertrauen ihrer Aktionäre und Stakeholder wiederherstellen, indem sie Transparenz über die Wurzeln und Ursachen der Probleme schafft“, sagte Vincent Kaufman von Ethos in einer E-Mail-Antwort an Reuters.

Thomas Gottstein, der 2020 zum CEO der Credit Suisse ernannt wurde, sagte nach der Veröffentlichung der Ergebnisse in dieser Woche, er sei zuversichtlich, dass die Credit Suisse gut für Wachstum positioniert sei und dass das Risikomanagement „der Kern ihrer DNA“ sei.

Die Credit Suisse lehnte eine weitere Stellungnahme ab.
Die Anleger und Analysten sind jedoch nicht überzeugt, nachdem sie von einer Änderung bei der Bezahlung der höheren Angestellten der Bank sowie von einer Verschlechterung der Geschäftslage und düsteren Aussichten gehört haben.

„Sie befinden sich in einer sehr schwierigen Situation. Wir haben gesehen, wie sich die Probleme mit Greensill und anderen Fällen auf das Geschäft ausgewirkt und es verlangsamt haben“, sagte Andreas Venditti, Analyst bei der Schweizer Bank Vontobel (SIX:VONN), zur Situation der Credit Suisse.

„Gleichzeitig muss die Bank mehr Geld zahlen, um ihr Personal zu halten. Das mag zwar das Personal zufrieden stellen, aber der Markt mag keine höheren Kosten. Und die Aussichten sind düster“.

Obwohl die Credit Suisse ihren Bonuspool reduzierte, milderte sie den Schlag für ihre eigenen Banker ab, indem sie den ungewöhnlichen Schritt unternahm, Hunderte von Millionen in bar im Voraus auszuzahlen und gleichzeitig die Anzahl der Aktien, die sie ihnen gewährt, zu reduzieren.

Die leitenden Bankangestellten, die nach Angaben der Bank einen grösseren Anteil an der Bonuskürzung hatten, erhielten 799 Millionen Franken in bar, gegenüber 59 Millionen Franken im Jahr 2020.

SKELETTE IM KLEIDERSCHRANK

Moody’s zeigte sich diese Woche besorgt über die Verlangsamung des Cashflows bei der Credit Suisse und warnte davor, dass sich dies negativ auf die Erträge auswirken könnte, und verwies auf den Druck in der Vermögensverwaltung, die Restrukturierungskosten und die höheren Mitarbeitergehälter.

„Wir erwarten für das Jahr 2022 schwache Ergebnisse“, so die Rating-Agentur, während die Analysten der Citigroup (NYSE:C) den jüngsten Ergebnissen „kaum etwas Positives abgewinnen“ können, obwohl sie in der Aktie der Credit Suisse einen langfristigen Wert sehen.

Die Vergangenheit der Bank verfolgt sie nach wie vor und erschwert es ihr, ein Image zu verbessern, das für die Bindung wohlhabender Kunden entscheidend ist.

Die Credit Suisse und ein ehemaliger Mitarbeiter werden beschuldigt, einem mutmasslichen bulgarischen Kokainhändlerring erlaubt zu haben, Millionen von Euro zu waschen, die zum Teil in Koffern verstaut waren.

Die Credit Suisse hat alle Vorwürfe zurückgewiesen, während ihr Mitarbeiter ein Fehlverhalten bestreitet.

Der Prozess hat in der Schweiz grosses Interesse geweckt, und weitere Vertreter der Credit Suisse sollen als Zeugen aussagen, was von den Anlegern aufmerksam verfolgt wird.

„Sie müssen (…) sicherstellen, dass sie keine Leichen mehr im Keller haben“, sagte ein Analyst, der nicht namentlich genannt werden wollte, zu den nächsten Schritten der Credit Suisse.

„Sie haben sich selbst in eine Lage gebracht, in der sie nicht den Vorteil des Zweifels haben“.

(1 $ = 0,9278 Schweizer Franken)

(Weitere Berichte von Hakan Ersen in Frankfurt, Sujata Rao in London und Oliver Hirt in Zürich; Bearbeitung durch John O’Donnell; Bearbeitung durch Alexander Smith; Übersetzung durch Darío Fernández)