E.O. Wilson, Naturforscher, der als moderner Darwin gilt, stirbt im Alter von 92 Jahren
Von Kanupriya Kapoor
SINGAPUR, 27. Dez. (Reuters) – Edward O. Wilson, ein amerikanischer Naturforscher, der als moderner Darwin“ bezeichnet wurde, ist am Sonntag im Alter von 92 Jahren in Massachusetts gestorben, wie seine Stiftung mitteilte.
Zusammen mit dem britischen Naturforscher David Attenborough galt Wilson als eine der weltweit führenden Autoritäten für Naturgeschichte und Naturschutz.
Wilsons „Halb-Erde-Plan“ fordert den Schutz der Hälfte der Land- und Meeresflächen des Planeten, damit genügend vielfältige und gut vernetzte Ökosysteme vorhanden sind, um das Artensterben umzukehren, das so schnell wie seit 10 Millionen Jahren nicht mehr stattfindet.
Die Vereinten Nationen haben die Länder aufgefordert, sich zu verpflichten, bis zum Jahr 2030 30 Prozent ihrer Land- und Wasserflächen zu erhalten – fast doppelt so viel wie heute unter irgendeiner Form von Schutz -, ein Ziel, das als „30 by 30“ bekannt ist und teilweise von Wilson inspiriert wurde.
Der im Südstaat Alabama geborene Wilson begann seine Karriere als Entomologe – jemand, der Insekten studiert – im Alter von 10 Jahren, als er stundenlang in den Wäldern Käfer und Schmetterlinge sammelte.
Er war 70 Jahre lang als Wissenschaftler an der Harvard University tätig, unter anderem als Professor und Kurator für Entomologie. Im Laufe seiner Karriere entdeckte Wilson mehr als 400 Ameisenarten. Eine seiner größten Errungenschaften sei es gewesen, herauszufinden, wie Ameisen Gefahr und Nahrung signalisieren, z. B. durch die Abgabe von Chemikalien.
Wilson löste eine Kontroverse aus, als sein 1975 erschienenes Buch „Soziobiologie: Die neue Synthese“ von einigen Wissenschaftlern so interpretiert wurde, dass menschliche Verhaltensweisen wie Altruismus oder Feindseligkeit von den Genen oder der „Natur“ und nicht von der Umwelt oder der „Erziehung“ bestimmt werden. Kritiker taten die Theorie seinerzeit als Anklang an die Eugenik ab.
Der Autor lebte in einer Seniorenresidenz im Nordosten der Vereinigten Staaten und hatte gerade das letzte einer langen Reihe von Büchern über die biologische Vielfalt veröffentlicht.
(Auf Spanisch herausgegeben von Carlos Serrano)