Chipknappheit 2.0 – Ukraine-Krieg löst Neon-Krise aus
Von Marco Oehrl
Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus hat die Anfälligkeit der internationalen Lieferketten deutlich gemacht. Dies führte zu einer weltweiten Verknappung der Chips, so dass u. a. die Automobilindustrie nicht so viele Fahrzeuge produzieren konnte, wie ursprünglich angenommen.
Während sowohl die Chiphersteller als auch die Fahrzeugproduzenten davon ausgingen, dass sich die Situation im Jahr 2022 entspannen würde, könnte nun das Gegenteil der Fall sein.
Die russische Invasion in der Ukraine hat bereits viele Menschenleben gekostet und legt auch die Industrieproduktion lahm. Una producción que es esencial para el funcionamiento de la maquinaria internacional.
Necesidad de neón
In der Halbleiterindustrie gibt es neben Silizium einen weiteren Grundstoff, der für die Herstellung von Chips unerlässlich ist. Ohne das Edelgas Neon stehen die Laserroboter still und es kann kein einziger Chip hergestellt werden.
Die beiden ukrainischen Neonproduzenten Ingas und Cryoin mussten ihre Produktion aufgrund des Krieges bereits einstellen, berichtet Reuters.
Zahlen des Marktforschungsunternehmens Techcet, die von Reuters analysiert wurden, zeigen, dass diese beiden Unternehmen zwischen 45 und 54 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Neon decken.
Anhand dieser Daten wird schnell klar, was ein längerer Produktionsstillstand oder gar die Zerstörung von Fabriken für die weltweite Chipproduktion bedeutet. CFRA-Analyst Angelo Zino erklärte:
„Wenn die Lagerbestände im April zur Neige gehen und die Chiphersteller nicht in der Lage sind, sich aus anderen Regionen der Welt zu versorgen, sind weitere Engpässe in der Lieferkette wahrscheinlich. Viele Großkunden werden dann nicht mehr in der Lage sein, ihr Endprodukt herzustellen“.
Ingas ist einer der beiden Neonhersteller und hat seine Produktionsstätte in der umstrittenen Region Mariupol. Von hier aus wurden monatlich zwischen 15.000 und 20.000 Kubikmeter Neon an Kunden in Taiwan, Korea, China, den USA und Deutschland geliefert.
Bei Cyrion liegen für März offene Bestellungen über 13.000 Kubikmeter Neon vor, aber seit dem 24. Februar steht die Produktion in Odessa still. Mit dem Beginn der Anschläge war die Sicherheit der Mitarbeiter gefährdet.
In Taiwan, der Heimat von Taiwan Semiconductor, dem weltweit größten Auftragsfertiger von Chips, ist man besorgt. Das Wirtschaftsministerium erklärte gegenüber Reuters, dass es kurzfristig keine Probleme in der Lieferkette geben dürfte, da es „Sicherheitsreserven“ für Neon gebe.
Die Leiterin der Geschäftsentwicklung von Cyrion, Larissa Bondarenko, warnte, dass es unmöglich sei, die Produktion schnell wieder aufzunehmen, wenn es Schäden an den Produktionsanlagen gebe. Außerdem ist es zweifelhaft, ob die für die Maßnahme erforderlichen Grundstoffe und Fachkräfte überhaupt zur Verfügung stehen werden.
Die Preisentwicklung zeigt auch die Bedeutung der Ukraine für die weltweite Neon-Nachfrage. Mit den zunehmenden Spannungen im Vorfeld der Annexion der Krim durch Russland stiegen die Preise um 600 %. Von Dezember letzten Jahres bis heute gab es einen weiteren Anstieg um 500 %.
Der Markt ist sich also der Risiken in diesem Teil der Welt durchaus bewusst.
Sicherlich könnten auch andere Neonhersteller in die Erweiterung ihrer Kapazitäten investieren. Laut Richard Barnett, Marketingleiter bei Supplyframe, würde dies jedoch 9 Monate bis 2 Jahre dauern. Außerdem bleibt es fraglich, ob ein Unternehmen in diesen Engpass investieren würde, wenn er als vorübergehend angesehen wird.
Daher gibt es keine Entlastung von der Chip-Knappheit. Tatsächlich ist es derzeit eher so, dass sich die Lage verschlechtert.