24 Juni 2021 7:49

Black-Litterman-Modell

Was ist das Black-Litterman-Modell?

Das Black-Litterman (BL)-Modell ist ein Analyseinstrument, das von Vermögensallokation im Rahmen der Risikotoleranz und der Markteinschätzungen eines Anlegers zu optimieren. Globale Anleger wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften müssen entscheiden, wie sie ihre Anlagen auf verschiedene Anlageklassen und Länder verteilen.

Das BL-Modell beginnt mit einer neutralen Position unter Verwendung der modernen Portfoliotheorie (MPT) und verwendet dann zusätzliche Eingaben aus der Sicht der Anleger, um zu bestimmen, wie die endgültige Vermögensallokation von den anfänglichen Portfoliogewichtungen abweichen sollte. Anschließend durchläuft es einen Prozess der Mittelwert-Varianz-Optimierung (MVO), um die erwartete Rendite bei gegebener objektiver Risikotoleranz zu maximieren.

Die zentralen Thesen

  • Das Black-Litterman-Modell ist ein Portfolioallokationsmodell, das mit der modernen Portfoliotheorie (MPT) beginnt und den Anlegern Ansichten über die erwarteten Renditen hinzufügt.
  • Das MPT-Modell wird als eingeschränkt angesehen, da es nur historische Marktdaten einbezieht und dann dieselben Renditen für die Zukunft annimmt.
  • Das BL-Modell lässt den Anleger seine eigenen Ansichten anwenden und optimiert dann die empfohlene Vermögensallokation.

Die Grundlagen des Black-Litterman-Modells

Das Black-Litterman-Modell zur Portfoliokonstruktion basiert auf der modernen Portfoliotheorie (MPT). Die moderne Portfoliotheorie geht davon aus, dass die Risiko- und Renditemerkmale einer Anlage nicht allein betrachtet, sondern danach bewertet werden sollten, wie sich die Anlage auf Risiko und Rendite des Gesamtportfolios auswirkt. MPT zeigt, dass ein Anleger ein Portfolio aus mehreren Vermögenswerten aufbauen kann, das die Renditen bei einem bestimmten Risikoniveau maximiert.

Ebenso kann ein Anleger bei einer gewünschten Renditeerwartung ein Portfolio mit dem geringstmöglichen Risiko aufbauen. Basierend auf statistischen Maßen wie  Varianz  und  Korrelation ist die Performance einer einzelnen Anlage weniger wichtig als die Auswirkung auf das gesamte Portfolio.

Das BL-Modell wurde entwickelt, um dieses Modell zu verbessern, da eine der Einschränkungen von MPT darin besteht, dass es davon ausgeht, dass die erwarteten Renditen der Vergangenheit in der Zukunft anhalten werden. Andere Preismodelle – zum Beispiel das Capital Asset Pricing Model (CAPM) – können jedoch andere Erwartungen wecken als die Wertentwicklung in der Vergangenheit. Das BL-Modell enthält beobachtete Marktdaten zusammen mit den Prognosen der Anleger zu den erwarteten zukünftigen Renditen, basierend auf Modellen wie CAPM oder anderen. Das Modell modifiziert im Wesentlichen die Standard-MPT-Allokation, indem es Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Performance berücksichtigt.



Der BL-Ansatz ermöglicht es, dass jeder Modellschätzungsfehler offensichtlich wird, da Zuweisungsentscheidungen schlechte Annahmen verstärken können.

Besondere Überlegungen

Das BL-Modell gibt es seit 1990 und wird von institutionellen Anlegern sehr geschätzt. Es wurde von den Goldman Sachs-Ökonomen Fischer Black (bekannt als Black-Scholes Model) und Robert Litterman ins Leben gerufen.

Während das BL-Modell die von MPT bereitgestellten Vermögensallokationen verbessert, indem es Meinungen zu den Zukunftsaussichten einbezieht, kann das BL-Modell zu Verzerrungen oder falschen Annahmen führen, da diese Prognosen lediglich Meinungen oder das Ergebnis von Preismodellen sind, die auf subjektiven Eingaben beruhen. Beispielsweise führt eine zu optimistische Einschätzung einer Anlageklasse zu einem höheren Portfoliogewicht, als MPT empfehlen würde, und wenn diese Anlageklasse ins Stocken gerät, kann dies zu erhöhten Verlusten führen. Anleger, die das Black-Litterman-Modell verwenden, sollten sich dessen bewusst sein und ihre Erwartungen regelmäßig aktualisieren, um ihre Portfoliogewichte entsprechend auszugleichen.

Ein Beispiel für das Black-Litterman-Modell

Angenommen, ein Portfoliomanagement-Team einer bestimmten Versicherungsgesellschaft ist im kommenden Jahr äußerst optimistisch in Bezug auf die Märkte in Entwicklungsländern. Die aus der modernen Portfoliotheorie resultierende anfängliche Vermögensallokation auf Schwellenländer beträgt 10 %. Nachdem sie ihre Meinung mit verschiedenen Preismodellen und Wirtschaftsaussichten für die Region bestätigt haben, neigen sie dazu, Schwellenländeraktien überzugewichten.

Nachdem sie diese optimistische Sichtweise in das BL-Modell eingebracht haben, führen sie eine Optimierung der mittleren Varianz durch und lassen ihr Portfolio bis zu 15 % Schwellenmarktpapiere enthalten.